Berlin als Fahrrad-Stadt?

10.03.2016

Das Thema Verkehr hat in der wachsenden Stadt ein hohes Gewicht.
Es leben immer mehr Menschen in Berlin und die müssen von A nach B kommen, das auch mal mit einem Umweg über C.
Dabei spielt der Fahrradverkehr eine zunehmend wichtigere Rolle, denn er ist zugleich individuell, flexibel zu gestalten, gesundheitsfördernd und klimafreundlich. Viele Vorteile, die uns in der Politik dazu auffordern, den Fahrradverkehr in Berlin weiter zu fördern.
Seit 2001 werden wieder Pegelzählungen durchgeführt. An acht Zählstellen mit je zwei Straßenabschnitten werden die Fahrräder gezählt, die zwischen 7 und 19 Uhr diese Stellen in beide Richtungen passieren.
Es zeichnet sich das Bild, dass sich der Radverkehr im Durchschnitt seit 2001 verdoppelt hat. An den Stationen in der Innenstadt ist er am höchsten, in den Außenbezirken dagegen niedriger als im Schnitt.
Im Bezirk Steglitz-Zehlendorf liegt die Zählstelle auf dem Straßenabschnitt Teltower Damm und Schönower Straße. Der Mittelwert lag 2014 bei 2.267 passierenden Rädern am Tag. Zum Vergleich, in Mitte waren es 9.211 täglich. Die Daten ergeben sich nach dem entsprechenden Jahresbericht 2014: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/verkehr/lenkung/vlb/download/bericht_radverkehr_2014.pdf
Die Unterschiede sind dabei Ergebnis verschiedener Gründe. Am Rande Berlins sind zum Beispiel die Wege länger, es leben dort viele Familien, die ein Auto haben, um eben jene weiten Wege bewältigen zu können. In der Innenstadt leben vergleichsweise mehr alleinstehende Menschen, die kürzere Wege zur Arbeit haben oder zu den Einrichtungen der Nahversorgung. Da fällt die Wahl vielleicht auch öfter aufs Fahrrad. Ebenso ein Grund sind auch die vielzähligen und besser ausgebauten Fahrradwege in der Innenstadt. Da kann in den Randbezirken noch einiges verbessert werden.
Vor kurzem ist eine Initiative gestartet, die einen Volksentscheid zum Thema Fahrradverkehr in Berlin einbringen will. Ich begrüße das Engagement der Initiative, etwas für die Radfahrer der Stadt zu tun. Auch ich möchte, dass der Radverkehr gestärkt wird.
Also Ja zur Stärkung des Radverkehrs. Ja, zur Erhöhung der Investitionen des Senats in selbigen. Aber dabei kann es nicht darum gehen, alles über den Fahrradverkehr hinaus aus den Augen zu verlieren. Per Gesetz zu bestimmen, was wo hin muss statt nach sich entwickelndem Bedarf zu gehen, ist nicht der richtige Weg. Man darf nicht Autofahrer gegen Radfahrer, oder Fußgänger gegen Bahnfahrer ausspielen. Jeder muss berücksichtigt werden und manchmal gilt es Prioritäten zu setzen, die in dem Moment mehr Berlinerinnen und Berlinern helfen.
Mein Vorschlag ist es, in jedem Bezirk eine Personalstelle zu schaffen, innerhalb derer sich eine Fachfrau oder ein Fachmann ausschließlich den Fragen des Radverkehrs im Bezirk widmet. So könnte sowohl die Entwicklung von Ideen als auch deren Umsetzung beschleunigt werden.
Einen solchen Fahrradbeauftragten gibt es bisher nur im Bezirk Tempelhof-Schöneberg. Der beschäftigt sich mit den Antworten auf die Fragen:

Wo können Fahrradstrassen sinnvoll ausgewiesen werden?
Wo kommen sich Fußgänger, Autos oder Busse einerseits und Fahrräder andererseits in die Quere und wie können wir das lösen?
Welche Investitionen sind wo notwendig oder sinnvoll?

Die richtige Mischung ist es, die Berlin verkehrspolitisch gut aufstellt. Der Radverkehr ist ein wichtiger Verkehrsträger. Das ist auch dem Senat bewusst und Leitlinie für seine Arbeit. Für 2016 sind Investitionen von 15,3 Millionen Euro vorgesehen, damit das Potential von 1,5 Millionen bisher schon mit dem Rad zurückgelegten Wegen, weiter erhöht werden kann.
Den Vorschlag einer Fahrrad-Ingenieurin oder -Ingenieurs für jeden Bezirk haben wir im Facharbeitskreis beschlossen. Ich werde am Ball bleiben, damit im kommenden Haushalt die nötigen Mittel bereit gestellt werden.

Herzliche Grüße
Ihr Andreas Kugler

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