"Wir müssen mal reden!" mit Franz und Petra Michalski


"Wir müssen mal reden!" mit Franz und Petra Michalski

Im Zuge meiner Veranstaltungsreihe „Wir müssen mal reden!“ hatte ich Franz und Petra Michalski zu Gast. Als Sohn eines katholischen Vaters und einer jüdischen Mutter hat Franz Michalski die Zeit des Nationalsozialismus auf der Flucht mit seiner Familie überlebt. Seit seiner Pensionierung hat er seine Lebensgeschichte aufgeschrieben und berichtet u.a. vor Grundschülern als Zeitzeuge über seine Erlebnisse. Es war mir eine besondere Ehre, dass er gemeinsam mit seiner Frau Petra in mein Bürgerbüro am S-Bhf. Botanischer Garten gekommen ist, um den vielen Interessierten aus erster Hand seine Erfahrungen zu schildern. Gemeinsam sahen wir den Dokumentarfilm „Als die Gestapo an der Haustür klingelte“ von Marie Rolshoven, der die Fluchtgeschichte der Familie Michalski eindrucksvoll erzählt.

Als sogenannter "Mischling ersten Grades" wurde Franz Michalski 1934 geboren. Obwohl seine Mutter vom Judentum zum katholischen Glauben übertrat, war seine Familie der nationalsozialistischen Verfolgung ausgesetzt. Schrittweise bekamen die Michalskis die Repressionen der Nürnberger Rassegesetze zu spüren. Sein Vater, der bei der Firma Schwartzkopf beschäftigt war, verlor seine Arbeitsstelle. Franz Michalski durfte ab 1943 nicht mehr in die Schule gehen. Als die Familie 1944 deportiert werden sollte, floh sie und taucht bis zum Kriegsende an unterschiedlichen Orten in Deutschland unter. Sein Überleben verdanken Franz Michalski und seine Familie zahlreichen Menschen, die ihnen auf der Flucht Unterschlupf boten und sie mit Lebensmitteln versorgten. All diesen Helfern, die im Nationalsozialismus jüdischen Menschen Schutz boten, gedenkt heute die Gedenkstätte „Stille Helden“.

Ein bewegender Abend mit vielen spannenden Einblicken in einen beeindruckenden Lebens- und Leidensweg, der auch mit dem Kriegsende nicht zu Ende war. So machte Franz Michalski auch im Deutschland der Nachkriegszeit zahlreiche Erfahrungen mit Antisemitismus, auch im Freundeskreis. Im anschließenden Gespräch sprachen wir auch über die aktuelle gesellschaftliche Situation. Hier schilderten beide die Geschichte ihres Enkels an einer Berliner Schule, der massiven antisemitischen Anfeindungen seiner Mitschüler ausgesetzt war.

Zeitzeugen sind für die Auseinandersetzung mit der jüngsten deutschen Geschichte von unschätzbarem Wert. Daher danke ich Franz und Petra Michalski dafür, dass sie mit ihrem andauernden Engagement einen unschätzbaren Beitrag gegen das Vergessen und für die Aufklärung leisten.

Herzlichst,
Ihr Andreas Kugler